Der Verleger schreibt ein' Brief, er schreibt: "Guten Tag
Es tut mir leid, Ihnen mitzuteilen, dass ich ihr Buch nicht mag
Das ist komplett neben der Spur, die ganze Storyline
Jetzt mal im Ernst, wer denkt sich sowas aus? Sorry, nein
Erstes Kapitel: Sitzt 'n Typ, der grade Bongos spielt
Und eine schwarz-weiß-rote Flagge wie einen Umhang trägt
Auf dem Holocaust-Mahnmal am Brandenburger Tor
Wie makaber ist denn das? Stellen Sie sich mal sowas vor
Und eine Frau mit lila Leggins und hennaroten Dreads
Und einem selbstgemalten Schild, das gegen Rothschilds hetzt
Zwinkert ihm zu, sie ist entzückt, dass jemand Bongo spielt
Können Sie mir bitte sagen, wer so etwas lesen will?
Ja, die schlimmsten Geschichten schreibt das Leben wohl selbst
Aber hier fehlt jeder Bezugspunkt zur Realität
Das ist Schundliteratur, das ist ein Groschenroman
Das ist so wirr, dass man sich das nicht selber ausdenken kann
Sie haben ja wohl Lack gesoffen
Zweites Kapitel: Beide Figuren am Platz des 18. März
Da steht ein Koch auf einer Bühne, der sich so stark empört
Schreit, dass der Thron des Satans selbst in ei'm Museum steht
Ein paar Tage später wird dort eingebrochen und randaliert
Da kommt ein Nazi in das Bild, der Grundschullehrer war
Und der erzählt dann irgendwas von der GmbH
Friedensvertrag, Demokratie und deutschem Kaiserreich
Ich glaube nicht, dass dieses Buch noch irgendeiner peilt
Und das Finale: Homöopathin, sagt Donald Trump wär da
Dann stürmen alle auf die Treppen des Deutschen Bundestags
Drei Polizisten versperren den Weg, Revolution vorbei
Sagen Sie mal bitte, wie kommen Sie denn auf so 'nen Scheiß?
Ja, die schlimmsten Geschichten schreibt das Leben wohl selbst
Aber hier fehlt jeder Bezugspunkt zur Realität
Das ist Schundliteratur, das ist ein Groschenroman
Das ist so wirr, dass man sich das nicht selber ausdenken kann
Sie haben ja wohl Lack gesoffen"
Lieber Verleger, es tut mir leid, da liegt ein Irrtum vor
Das Manuskript war eigentlich nicht für's Romanressort
Ich wünschte selbst, ich hätte mir das alles ausgedacht
Bitte geben Sie es dem Kollegen, der die Sachbücher macht